SpVgg Greuther Fürth – FC St. Pauli

26.11.2017  SpVgg Greuther Fürth GmbH & Co. KGaA – FC St. Pauli v. 1910 e.V. – Und Fußball ist immer noch wichtig?

fürth
Die Überschrift bezieht sich auf diesen Song, kann man ja mal durchdenken.

Ich mag unsere Auswärtsspiele in Fürth. Eine Unmasse an gruselig aussehenden und komplett harmlosen St.-Paulianern fällt ins Dorf mit harmlos aussehenden und komplett harmlos seienden Fürthern ein, und es ist in der Regel ziemlich stressfrei. Dazu kommt, dass es nicht so weit weg ist und man in der Regel noch danach ein wenig feiern kann, ohne sich erst stundenlang auf Heimfahrt begeben zu müssen. An diesem Spieltag war das außerdem von Vorteil, auf der stundenlangen Heimfahrt frisst sich der Frust nämlich meist ziemlich tief rein, weil er einfach zu viel Zeit zum Reinfressen hat.
Aber der Reihe nach.

15 Karten waren bestellt, 15 kamen auch. Wow. Am Ende waren es krankheitsbedingt nur 14 Leute, ist aber trotzdem eine ganze Menge. Nach einem guten Frühstück und dem Anziehen vieler vieler Anziehsachen ging es „mit der U-Bahn, mit der wir fahren, ein kleiner Sonderzug“, zum Fürther Rathaus und von da aus mit dem Fanbus zum Ronhof. Dorf traf man sich mit dem Rest des Haufens vor der Merch. Es hat ein bisschen gedauert, bis alles für das geordnete Eintreten organisiert war. Lustig war ein Ordner, der wahrscheinlich aus Nürnberg kam. Jemand fragte irgendwas mit „in dem Stadion“, und er meinte, das wäre kein Stadion, sondern, sondern… Ich helfe ja gern: „Du meinst sicherlich ‚Sportplatz‘!“ Johlendes Gelächter. Tja, schon mal aus dem Fenster gelehnt, näch…

Innen drinnen wurde seitens des organisierten Fürther Anhangs für ein Kinder-Hospitz gesammelt und dafür Schokolade verteilt. Da gab es dann natürlich reichlich Schokolade zu verteilen…

Das war übrigens das erste Mal, dass sich eine soziale Aktivität seitens der Fürther (unabhängig vom Verein) bei mir manifestierte. Das kann natürlich daran liegen, dass ich nie zu Fürthern Heimspielen gehe, kann aber auch daran liegen, dass da sonst eher wenig war. Auch ein Grund, warum ich die große angebliche Gesellschaftskritik der Fürther mehr für Nachmacher-Attitüde halte. Man versucht sich ein St.-Pauli-Underdog-Image aufzupinseln, während der große ungeliebte Nachbar die Rolle des HSV übernehmen soll. Vielleicht, weil man sonst nix hat, nicht mal eine eigene U-Bahn. Da helfen übrigens die durchaus angebrachten Tapeten über Oury Jollah nix. Gut, dass es sie gibt, aber bitte nicht aus Imagepflege-Gründen. Ist meine Meinung, können andere Leute auch anders sehen.

Nun gut, im Block war es ziemlich kalt, und wenn man eine halbe bis dreiviertel Stunde vor Anpfiff im Block steht, kann es schon mal frisch werden. Es krisselte Graupel, und auf dem Platz waren die Aussichten auch eher trüb. Nachdem Sturm und Mittelfeld ein Totalausfall waren, wurde die Abwehr auch von Moment zu Moment schlechter. Das lag auch am Schiri, der es auch neben Sturm und Mittelfeld schaffte, die Abwehr nachhaltig zu verunsichern.

Ich war mir in der Mitte der ersten Halbzeit ziemlich sicher, dass da wohl kein Tor für uns fallen wird, und so stelle ich mich in die lange, lange, lange Schlange vor der Getränkeausgabe. Unglaublich, diese Fürther. Drei, in Worten drei Getränkemenschen für den kompletten Auswärtsblock! Mitten in der Halbzeit kommen die Leute dran, die zehn Minuten vor Anpfiff noch schnell ein Bier mit in den Block nehmen wollen. Also bidde, dann verdient ihr es eben nicht anders und müsst die gigantische Differenz zwischen „Haben“ und „hätte haben können“ tragen. Dass da die Brauerei bei dem mauen Umsatz mitzieht…

Und so fiel in der Schlange das erste Tor, man konnte auch hören, auf welcher Seite. Mit Kinderpunsch ging es wieder in den Block, um das folgerichtige 2:0 begutachten zu können.

Nach dem Pausentee kamen 21 entfesselte Fürther aus der Kabine, 10 davon im Pokaltrikot des FC St. Pauli, die dem Spielverlauf nach zu urteilen nicht weiter durchgeschwitzt werden sollten, nachdem sie schon im Pokal nicht angezogen werden durften. Diese 21 Fürther plus drei Fürther in Rot-Schwarz (huch!) leisteten ganze Arbeit und ackerten das 3:0 und 4:0 ins Netz.

Tja, das war‘s dann. Fürth bleibt auf 17 in Reichweite zu 15, der Magische FC rutscht auf Platz 8 ab. Am Freitag geht‘s nach Bielefeld, vielleicht reißt sich die Mannschaft da mal mehr zusammen, denn Bielefeld ist auf Platz sechs. 20 Punkte hat der FC St. Pauli auf dem Konto, und momentan sieht es nicht so aus, dass es großartig mehr werden, jedenfalls nicht bis zur Winterpause.

Und so ging es zurück im Sonderbus zum „Hauptbahnhof“, nicht ohne Frotzeleien, welcher „Hauptbahnhof“ denn gemeint war, der mit oder der ohne Halt des ICE?
Es war der ohne. (Der in Erlangen, wo manch ein ICE hält, ist übrigens kein Hauptbahnhof, sondern einfach nur der Bahnhof.)

Es schließt sich der Kreis zur Belobigung des kurzen Anfahrtswegen; eine Roulade in der Schanze später war die dumme Geschichte in Fürth samt Kloß und Salat schon verdaut.

Fußball ist immer noch wichtig.